Wenn ein 13-Jähriger über Finanzen schreibt
30.10.2025
Wie erklärt man Kindern, woher das Geld kommt und warum Sparen wichtig ist? Joshua Massing aus Oberwart hat darauf eine kreative Antwort gefunden: Er hat gemeinsam mit seiner Mutter Katja Massing, Finanzberaterin und Mentorin, ein Kinderbuch geschrieben – „Aloha – eine magische Reise durch die Geschichte des Geldes“.
Im Buch geht es um die Schnecke Aloha, „die alles über das Geld weiß und den Kindern auch hilft, wie man mit Geld umgeht“, erzählt Joshua im Interview mit Radio MORA. Die Idee kam ihm, „weil viele in meinem Alter nicht wissen, wie man mit Geld umgeht. Nicht nur in meinem Alter, sondern auch allgemein. Das heißt, sie geben das Geld gleich aus und sparen fast gar nichts.“
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Wie alles begann
Joshua besucht das Zweisprachige Bundesrealgymnasium in Oberwart. Schon früh war das Thema Geld zu Hause präsent. „Wir reden zu Hause auch sehr viel über das Geld. Geld ist bei uns zu Hause ein sehr großes Thema. Wir spielen gerne Monopoly oder das Cashflow-Game. Und da sind wir auf die Idee gekommen, als wir schon gesagt haben, ja, wir schreiben ein Buch und wir geben unser Wissen an die anderen Kinder weiter.“
Die Hauptfigur des Buches ist keine gewöhnliche Lehrerin, sondern eine verzauberte Schnecke. „In dem Buch geht es darum, dass zwei Geschwister, die Marie und die Kröte, in Stadtschlaining … eine magische Schnecke finden, die Aloha. Die ist in einer Schatulle, sie nehmen sie mit nach Hause … Sie wurde dann von einer bösen Hexe verzaubert. Und nach einem Vulkanausbruch bereist sie in ihrer Schatulle die ganze Welt und hat viel über das Geld gelernt.“
So führt die kleine Schnecke die Kinder durch verschiedene Epochen der Geldgeschichte – von der ersten Münze in Lydien bis zum Papiergeld in China. „Aber die Geschwister erzählen ihr auch viel über den Euro“, ergänzt Joshua.


Schreiben mit Leidenschaft
Dass ein 13-Jähriger – Joshua war beim Schreiben erst 13 – ein Buch veröffentlicht, ist ungewöhnlich. „Ich wollte eigentlich schon immer ein Buch schreiben, weil ich liebe es, Geschichten zu erfinden“, sagt er. „Wenn ich im Auto sitze, auf einer langen Autofahrt, denke ich mir gerne Geschichten aus.“
Für das Schreiben findet der Schüler erstaunlich konsequent Zeit: „Ich komme nach Hause, mache eine kleine Pause, mache die Hausaufgaben und dann schaue ich, dass ich ein bisschen Zeit fürs Buchschreiben habe. Am Wochenende, wenn ich mehr Zeit habe, schreibe ich natürlich mehr.“
Auch Inspiration scheint ihm nie zu fehlen. „Wenn ich mir schon die Geschichte ausdenke, was dort passiert, dann stelle ich mir schon vor, was für Szenen ich einbaue. Das halte ich die ganze Zeit im Kopf und wenn ich dann schreibe, freue ich mich eigentlich, dass ich das in die Geschichte einbauen kann.“
Finanzwissen aus erster Hand
Joshua hat das Thema nicht zufällig gewählt. Seine Mutter Katja Massing begleitet als Finanzberaterin viele Frauen und Familien auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmung im Umgang mit Geld. „Seit ich denken kann, wahrscheinlich schon in der Kindergartenzeit, hatten wir dieses Drei-Spardosen-System zu Hause“, erzählt sie. „Wir haben immer gesagt: Da werfen wir das Geld für Kleinigkeiten rein, dort für mittelfristige Ziele, und in die dritte Dose kommt Geld für große Ziele, etwa Wohnung oder Pension.“
Im Buch wollte Joshua dieses Wissen kindgerecht weitergeben – spannend und verständlich zugleich. „Als ich ein Kind war, war ich eigentlich sehr wählerisch mit den Büchern. Wenn es nicht spannend genug war, habe ich mich geweigert, das zu lesen. Deswegen habe ich so viele spannende Elemente eingebaut, damit die Kinder Lust haben zu lesen.“
Seine Mutter ergänzt: „Dieses Buch ist im Prinzip in drei Wochen entstanden. Ich habe dann ein bisschen drüber gearbeitet, weil ich natürlich ein bisschen Finanzwissen hineingegeben habe – kindgerecht adaptiert. Aber die Handlung und das Geschehen sind ganz einfach seines.“

Ein Projekt, das Kreise zieht
Der Wiener Wortweit Verlag erkannte schnell das Potenzial des ungewöhnlichen Projekts. Dank Sponsorengeldern wurde es möglich, das Buch kostenlos an burgenländische Volksschulen zu verteilen. „Damit jedes burgenländische Kind die Möglichkeit hat, dieses Buch auch zu lernen“, erklärt Katja Massing. „Die Pädagogische Hochschule hat Materialien entwickelt, damit die Lehrer wissen, wie sie mit dem Buch arbeiten können. Das finde ich ganz spitze, und da sind wir in Österreich wirklich ein Vorreiter hier im Burgenland.“
Joshua selbst hat sein Buch bereits in mehreren Schulen vorgestellt – unter anderem in Eisenstadt, Oberwart und Bad Tatzmannsdorf. „In Oberwart waren die Kinder wirklich sehr interessiert, haben auch sehr viel mitgearbeitet, haben sehr viele Fragen gestellt, das war wirklich super“, erzählt er.
Ein Blick nach vorn
Der Erfolg des ersten Bandes hat Joshua motiviert, weiterzuschreiben. „Der zweite Band ist schon fertig, der kommt im Frühjahr hinaus. Und den dritten Band muss ich noch schreiben, aber der kommt im Herbst hinaus.“ Inhaltlich bleibt er seiner Linie treu: „Im ersten geht es um die Geschichte, im zweiten ums Sparen und im dritten um Unternehmen und wie man Geld verdient.“
Seine eigenen Ziele hat er ebenfalls klar vor Augen: „Das Geld spare ich schon eigentlich für die erste Wohnung.“ Und später? „Ich würde gerne Arzt sein, Chirurg, um genau zu sein. Ich würde dann ein großes Haus kaufen für meine zukünftigen Kinder.“
Auch wenn Joshua viel plant und spart, bleibt er bodenständig: „Eigentlich, wenn das Auto fährt, passt es schon für mich.“ Und was rät er anderen Kindern? „Nicht alles sofort ausgeben, das ist das Wichtigste. Man sollte sich das Geld in drei Dosen einteilen – da hat man alles schön übersichtlich.“
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