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„Nur Ja heißt Ja“: Zeichen gegen Gewalt

16.12.2025

Im Rahmen der internationalen Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen fand am 10. Dezember in Oberpullendorf eine Informations- und Präventionsveranstaltung unter dem Motto „Nur Ja heißt Ja“ statt. Organisiert wurde sie von der Frauen-, Mädchen- und Familienberatungsstelle Oberpullendorf. Ziel der Aktionszeit ist es, jährlich vom 25. November bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte auf das Recht von Frauen und Mädchen auf ein gewaltfreies Leben aufmerksam zu machen. In Österreich beteiligen sich seit 1992 zahlreiche Institutionen an dieser Kampagne.

Die Veranstaltung wurde offiziell am Internationalen Tag der Menschenrechte eröffnet. Den inhaltlichen Auftakt bildete eine Lesung der bekannten österreichischen Autorin Jutta Treiber, die mit literarischen Texten Gewalt, Grenzüberschreitungen und Selbstbestimmung thematisierte.

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Information, Austausch und Sensibilisierung

Sabine Hoschopf, stellvertretende Geschäftsführerin der Frauenberatungsstelle, betonte zu Beginn die Bedeutung des gemeinsamen Austauschs. An mehreren Stationen konnten Besucherinnen und Besucher Informationen einholen, mit Fachkräften ins Gespräch kommen und sich mit konkreten Fragestellungen rund um Konsens, Gewaltformen und Prävention auseinandersetzen. Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle standen dabei für persönliche Gespräche zur Verfügung.

Katharina Müllner, seit dreißig Jahren als Sozialarbeiterin bei der Frauenberatungsstelle tätig, trug einen Text zum Thema Gewalt vor. Darin machte sie auf globale und nationale Zahlen aufmerksam. Weltweit wird laut internationalen Erhebungen alle zehn Minuten eine Frau von einem Partner oder männlichen Angehörigen getötet. Auch in Österreich liegt die Rate an Frauenmorden im Verhältnis zur Bevölkerung über dem EU-Durchschnitt. Gewalt beginne dabei meist lange vor der Tat und äußere sich unter anderem durch Kontrolle, Einschüchterung, Demütigung, Drohungen oder sexuelle Übergriffe.

Jugendliche im Fokus der Präventionsarbeit

Ein zentraler Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf der Arbeit mit Jugendlichen. Mehrere Klassen des Gymnasiums und der HAK Oberpullendorf nahmen gemeinsam mit ihren Lehrkräften teil. An interaktiven Stationen setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit Alltagsaussagen, Grenzüberschreitungen und Konsens auseinander. Spiele und Diskussionsformate vermittelten anschaulich, dass Zustimmung immer eindeutig und freiwillig sein muss.

Kathrin Tremmel-Horvath, Sozialarbeiterin der Frauen-, Mädchen- und Familienberatungsstelle, erklärte: „Es geht darum, klarzumachen, dass nur ein klares Ja auch ein Ja ist. Das gilt für Beziehungen genauso wie für sexuelle Kontakte oder andere gemeinsame Entscheidungen.“

Als Mitveranstalter war auch das Bezirkspolizeikommando Oberpullendorf vertreten. Zwei Polizisten informierten über rechtliche Aspekte, verschiedene Gewaltformen und das richtige Verhalten in akuten Situationen. Die Kombination aus Fachinformation und direktem Austausch wurde von den Jugendlichen intensiv genutzt.

Literatur als Zugang zum Thema Gewalt

Im Mittelpunkt stand die Lesung von Jutta Treiber aus ihrem Buch „Vergewaltigt“. Die Autorin schildert darin aus persönlicher Erfahrung die Folgen sexueller Gewalt, übertragen auf die Perspektive eines siebzehnjährigen Mädchens. Ziel sei es, insbesondere jungen Menschen zu vermitteln, dass Vergewaltigung kein Kavaliersdelikt, sondern ein schweres Verbrechen ist, dessen Folgen Betroffene oft ein Leben lang begleiten.

Treiber las einen Auszug, der eindringlich die Angst und Ohnmacht der Hauptfigur beschreibt. Die Lesung schuf einen emotionalen Zugang und regte zur Reflexion an.

Gewaltprävention als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Im weiteren Verlauf wurde deutlich, dass Gewaltprävention früh ansetzen muss. Vertreterinnen der Frauenberatungsstelle betonten die Bedeutung von Aufklärung, Kommunikation und der Stärkung emotionaler Kompetenzen. Gewalt dürfe nicht toleriert werden, gleichzeitig müsse ihre Entstehung verstanden und benannt werden, um ihr wirksam entgegenzutreten.

Auch Lehrkräfte unterstrichen den Wert solcher Veranstaltungen. Professor Robert Ruzsa vom Gymnasium Oberpullendorf erklärte, dass das Thema im Unterricht aufgegriffen und nachbesprochen werde. Es gehe dabei nicht nur um die Perspektive von Mädchen, sondern auch um die Verantwortung von Burschen und Männern.

Klare Botschaft zum Abschluss

Anlass für die Veranstaltung sind alarmierende Zahlen. In Österreich wurden heuer bereits 15 Femizide sowie 31 Mordversuche oder schwere Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen registriert. Jede dritte Frau ist von Gewalt betroffen, die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher.

Die Veranstaltung „Nur Ja heißt Ja“ setzte ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt und für Respekt, Konsens und Zivilcourage. Sie zeigte, wie wichtig Information, persönliche Begegnung und frühe Sensibilisierung sind, um Gewalt vorzubeugen und Betroffene zu stärken.


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