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Nikolaustag: Ein Brauch zwischen Tradition, Freude und neuer Sensibilität

04.12.2025

Nikolaustag: Ein Brauch zwischen Tradition, Freude und neuer Sensibilität

Jedes Jahr freuen sich Kinder in Österreich auf den 6. Dezember, den Tag des Heiligen Nikolaus. Bereits am Vorabend stellen sie ihre sorgfältig geputzten Schuhe oder Stiefel vor die Tür. Am nächsten Morgen finden sie darin Nüsse, Mandarinen, Schokolade oder kleine Geschenke. Dieser Brauch hat sich über Jahrhunderte erhalten und gehört für viele Familien zu den stimmungsvollsten Momenten der Adventzeit. Auch Erwachsene beschenken sich zunehmend: Durchschnittlich werden rund fünfzig Euro für Nikolausgeschenke ausgegeben – mehr als im Jahr davor.

Der Ursprung dieser Tradition reicht weit zurück. Nikolaus von Myra, ein Bischof des vierten Jahrhunderts, wurde wegen seiner Hilfsbereitschaft, Güte und Großzügigkeit verehrt. Er entwickelte sich zu einer der bekanntesten Heiligengestalten der christlichen Welt. Seine Legenden haben bis heute Einfluss auf regionale Bräuche. Sie prägen das Bild eines Mannes, der Schutz, Trost und Freude bringen soll – besonders Kindern.

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Damit dieser Gedanke nicht verloren geht, werden inzwischen Kurse für Nikolausdarstellerinnen und -darsteller angeboten. Philip Juranich von der katholischen Jungschar erklärt, warum diese Schulungen wichtig sind: Viele Menschen treten als Nikolaus auf, doch immer wieder entstehen Unsicherheiten. „Wir möchten die Nikolausdarsteller gut vorbereiten. Kinder stellen viele Fragen, und dafür braucht es Wissen über die Geschichte, die Bedeutung und die Kleidung des Nikolaus“, sagt Juranich.

Zentral sei dabei ein zeitgemäßes Rollenverständnis: Der Nikolaus soll menschenfreundlich, ruhig und wertschätzend auftreten. „Er ist Schutzpatron der Kinder und nimmt sie so an, wie sie sind“, betont Juranich. Elemente der Angst sollen bewusst vermieden werden. Listen mit Lob und Tadel haben keinen Platz mehr, ebenso wenig der Krampus. „Die Erziehung obliegt allein den Eltern, nicht dem Nikolaus.“

Tatsächlich ist die Figur für viele Kinder aufregend, aber nicht selten auch einschüchternd. Mit Mitra und Bischofsstab kann ein Darsteller schnell über zwei Meter groß wirken. In den Kursen erfahren die Teilnehmenden daher, wie man Ängste nimmt: Hinsetzen, auf Augenhöhe sprechen, den Bart kurz abnehmen oder den Stab dem Kind in die Hand geben. Kleine Gesten können eine Begegnung entspannen und für die Kinder verständlich machen, dass der Nikolaus kein Fremder ist, sondern eine vertraute Figur.

Neben der Haltung spielt auch Wissen über den historischen Nikolaus eine Rolle. Kinder haben viele Fragen, und Eltern schätzen es, wenn die Darstellenden Legenden und Hintergründe kindgerecht erzählen können. Die Schulungen beinhalten außerdem Tipps, wie man eine Nikolausfeier gestaltet, wie man die Kinder einbindet und wie man mit Liedern oder kurzen Geschichten eine warme, positive Atmosphäre schafft.

Der Nikolausbrauch ist in Mitteleuropa seit dem zwölften Jahrhundert belegt und hat sich seither stark weiterentwickelt. Ob im Kindergarten, in Schulen oder in Familien – fast überall wird ein kleiner Besuch organisiert. Für die Kinder ist der Nikolaus ein Geschenkebringer, ein freundlicher Gast, dessen Erscheinen Freude auslöst und dessen Botschaft im Kern dieselbe bleibt: Mitgefühl, Großzügigkeit und Aufmerksamkeit für andere.

Vielleicht ist genau das der Grund, warum der Nikolaustag bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren hat. Er erinnert daran, im hektischen Advent einen Moment innezuhalten und Gutes weiterzugeben – nicht nur am sechsten Dezember, sondern das ganze Jahr über.


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