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Junge Stimmen, alte Wurzeln – die Band Sihav auf Österreich-Tour

27.10.2025

Die Jugendband Sihav vertritt die jüngste Generation der deutschen Minderheit in Dänemark – und macht mit ihrer Musik sichtbar, dass kulturelle Identität auch über Grenzen hinweg lebendig bleiben kann. Während der Herbstferien reiste die Band nach Österreich, wo sie Vertreterinnen und Vertreter anderer autochthoner Volksgruppen traf – unter anderem die Burgenlandkroaten und Kärntner Slowenen. Auf ihrer Tour machten die jungen Musikerinnen und Musiker auch Halt bei Radio MORA, wo sie im Studio mit Liza Hausmann-Farkas über Musik, Sprache und Zugehörigkeit sprachen.

Die Band besteht aus sechs Jugendlichen aus Nordschleswig, dem deutsch-dänischen Grenzgebiet. Der Name Sihav bedeutet „Seehund“ auf Sønderjysk, einem südjütländischen Dialekt – und spiegelt das Lebensgefühl der jungen Musiker wider: verwurzelt zwischen Nordsee und Ostsee, aber offen für die Welt. Ihre Songs entstehen in einem sprachlichen Wechselspiel zwischen Deutsch, Dänisch und Englisch. Für die Jugendlichen ist das selbstverständlich, wie Sängerin Aimée erklärt: „Wir sprechen alle mehrere Sprachen. Für uns ist das keine Grenze, sondern eine Möglichkeit, uns auszudrücken.“

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Während ihrer Reise durch Österreich standen Begegnungen mit anderen Volksgruppen im Mittelpunkt. In Wien, im Burgenland und in Kärnten besuchte die Band Orte, an denen Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt zum Alltag gehören. Besonders beeindruckt zeigte sich die Gruppe vom Austausch mit den burgenländisch-kroatischen Jugendlichen: „Wir haben schnell gemerkt, dass wir ähnliche Themen haben“, erzählt Bandmitglied Aimée. „Es geht überall darum, Tradition zu bewahren und trotzdem modern zu bleiben.“ Auch die Kärntner Slowenen empfingen die dänische Gruppe mit offenen Armen – die Gespräche über Sprache, Musik und Jugendkultur zogen sich oft bis spät in die Nacht.

Im Studio von Radio MORA erzählten die jungen Musikerinnen und Musiker von ihrem Alltag in Nordschleswig, wo die deutsche Minderheit rund 15.000 Menschen zählt. Viele von ihnen besuchen deutsche Schulen, engagieren sich in Jugendvereinen oder musizieren in Ensembles, die von der Minderheit unterstützt werden. Die Band Sihav entstand aus einem Projekt des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig (DJN), der jungen Menschen Raum für eigene kreative Projekte gibt. „Wir wollten etwas machen, das zeigt, dass Deutschsein in Dänemark nichts Verstaubtes ist“, sagt Gitarrist Leif. „Unsere Songs handeln von Freundschaft, Reisen, aber auch von der Frage, wo man zu Hause ist.“

Musikalisch bewegt sich Sihav zwischen Pop, Indie und Folk, mit Einflüssen aus skandinavischen und deutschen Stilrichtungen. Ihre Texte erzählen Geschichten aus dem Alltag junger Menschen im Grenzland – manchmal melancholisch, oft mit einem Augenzwinkern. Der Titel ihres neuen Songs „Zwischen uns das Meer“ beschreibt sinnbildlich das Lebensgefühl einer Generation, die sich selbstverständlich in mehreren Kulturen bewegt. „Wir sind ein bisschen deutsch, ein bisschen dänisch und ganz wir selbst“, sagt Sängerin Aimée lachend.

Bei den Auftritten in Österreich spielte Sihav nicht nur eigene Lieder, sondern auch traditionelle Stücke in moderner Bearbeitung. Das kam beim Publikum gut an – auch bei den Jugendlichen der anderen Volksgruppen. „Es war schön zu sehen, dass Musik überall dieselbe Sprache spricht“, meint Schlagzeuger David. „Am Anfang dachten wir, es gibt große Unterschiede zwischen uns, aber dann haben wir gemerkt: Wir ticken alle gleich.“

Neben den Konzerten besuchte die Gruppe kulturelle Institutionen wie das Burgenländische Volksgruppenreferat und das ORF-Landesstudio. Die jungen Musikerinnen und Musiker interessierten sich besonders dafür, wie Minderheiten in Österreich ihre Sprache und Kultur im Alltag leben. „In Dänemark ist vieles ähnlich, aber manches auch ganz anders organisiert“, erzählt Aimée. „Wir nehmen viele Ideen mit nach Hause.“

Für Radio MORA war der Besuch von Sihav ein besonderes Ereignis. Moderatorin Liza Hausmann-Farkas betont die Bedeutung solcher Begegnungen: „Wenn Jugendliche aus verschiedenen Volksgruppen miteinander ins Gespräch kommen, ist das gelebtes Europa. Sie zeigen, dass Identität kein Widerspruch zu Offenheit ist.“

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Zum Abschluss ihrer Tour trat Sihav gemeinsam mit burgenländischen Musikerinnen und Musikern auf – ein Abend, der die Brücke zwischen Nord und Süd schlug. Mit Gitarre, Cajón und Geige sangen sie auf Deutsch, Dänisch und Kroatisch. „Das war Gänsehaut“, erinnert sich Leif. „Wir haben uns alle verstanden, auch ohne Übersetzer.“

Zurück in Dänemark arbeitet die Band bereits an neuen Songs und plant weitere Projekte. Im kommenden Jahr wollen die Jugendlichen ein Album aufnehmen und wieder auf Tour gehen – vielleicht auch erneut nach Österreich. Denn die Begegnungen während dieser Reise haben Spuren hinterlassen. „Wir sind mit offenen Herzen empfangen worden“, sagt Aimée. „Es war schön zu erleben, dass unsere Musik Menschen verbindet.“

Mit ihrer Offenheit und Neugier zeigt Sihav, dass Minderheitenkultur alles andere als altmodisch ist. Sie steht für Selbstbewusstsein, Gemeinschaft und Freude an der Vielfalt – Werte, die weit über Nordschleswig hinaus Bedeutung haben.


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