Mit einer festlichen Veranstaltung wurde am 12. September in Großwarasdorf (Veliki Borištof) an ein bedeutendes Ereignis erinnert: Vor genau 25 Jahren wurde dort die erste zweisprachige Ortstafel im Burgenland aufgestellt. Zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft nahmen an der Feier teil, die von der Gemeinde Großwarasdorf gemeinsam mit dem Österreichischen Volksgruppenzentrum organisiert wurde.
Erinnerung an einen historischen Tag mit Blick in die Zukunft
Bürgermeister Martin Karall begrüßte die Besucherinnen und Besucher an jenem Platz, an dem 2000 die erste kroatisch-deutsche Tafel enthüllt wurde. „Gerade im Jubiläumsjahr – 70 Jahre Staatsvertrag, 30 Jahre EU-Beitritt und nun 25 Jahre Ortstafeln – ist es wichtig, zurückzuschauen, aber auch nach vorne zu denken“, sagte Karall. Bildung, vom Kindergarten bis zur Mittelschule, sei der Schlüssel zum Erhalt der burgenländisch-kroatischen Sprache. Auch Josef Buranits, Generalsekretär des Österreichischen Volksgruppenzentrums, erinnerte an den langen Weg bis zur Umsetzung des Artikels 7 des Staatsvertrags:
„Wir mussten kämpfen, über Jahrzehnte hinweg. Aber die zweisprachigen Tafeln sind ein Symbol dafür, dass unsere Sprache sichtbar bleibt.“
Er appellierte an die Politik, das mittlerweile 50 Jahre alte Volksgruppengesetz zu erneuern und den rechtlichen Rahmen an die heutige Zeit anzupassen.
Zeitzeugen und politische Wegbereiter
Zu den Ehrengästen zählten auch der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und der frühere Minister Nikolaus Berlakovich. Beide waren maßgeblich an der Einigung im Jahr 2000 beteiligt. Schüssel sprach in seiner Ansprache von einem „Fenster der Gelegenheit“, das man damals geöffnet habe:
„Es war eine historische Entscheidung – nicht nur für das Burgenland, sondern für ganz Österreich.“
Berlakovich bezeichnete die Aufstellung der Tafeln als „das längste politische Projekt“, das er erlebt habe: Ein Beispiel dafür, wie hart Volksgruppenpolitik erkämpft werden musste.
Musik, Schülerbeiträge und gemeinsames Erinnern
Die Feier wurde von den Schülerinnen und Schülern der Neuen Mittelschule Großwarasdorf mit Musik und kurzen szenischen Beiträgen gestaltet. Sie erinnerten daran, dass Mehrsprachigkeit heute selbstverständlich wirkt – „aber es war nicht immer so“. Landesrat Heinrich Dorner hob in seiner Rede hervor, dass Jubiläen nicht nur Rückschau, sondern auch Auftrag seien:
„Die zweisprachigen Ortstafeln sind ein Symbol des Miteinanders. Aber sie erinnern uns auch daran, dass wir weiterarbeiten müssen – für Sprache, Bildung und Sichtbarkeit der Volksgruppen.“
Symbol der Anerkennung
51 gesetzlich anerkannte zweisprachige Orte gibt es heute im Burgenland – 47 kroatische und vier ungarische. Was einst politisch umstritten war, gilt nun als selbstverständlicher Ausdruck kultureller Vielfalt. Zum Abschluss der Feier betonte Bürgermeister Karall:
„Wenn wir zu unserer Sprache stehen, dann müssen wir sie auch leben – in der Familie, in der Schule und im öffentlichen Raum.“
Ein Vierteljahrhundert nach der ersten Ortstafel bleibt Großwarasdorf damit ein sichtbarer Ort der Erinnerung – und ein Symbol für die Zukunft der Mehrsprachigkeit im Burgenland.