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Wissenschaft und Erinnerung im Fokus

20.10.2025

In der ehemaligen Synagoge von Kobersdorf wurden kürzlich die Wissenschafts- und Kulturpreise des Landes Burgenland verliehen. Die Preisverleihung stand im Zeichen der Forschung, der Erinnerung und der jungen Generation, die mit ihren Arbeiten neue Perspektiven eröffnet.

Landesrat Leonhard Schneemann, der den Festakt eröffnete, betonte: „Wissenschaft und Forschung liefern die Grundlagen für innovative Ansätze, die unser Leben verbessern.“

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom ukrainischen Musiker Ivan Bykov, der mit dem traditionellen Lied Shalom Aleichem auf dem Akkordeon für einen feierlichen Auftakt sorgte. Durch das Programm führte Nadja Czank, die auch die Jurybegründungen verlas.

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Forschung als Fundament der Zukunft

Die Abteilungsvorständin der Abteilung 7 Bildung, Kultur und Wissenschaft der Landesregierung Burgenland, Mag. Daniela Ilić, erklärte im Gespräch mit Radio-MORA-Redakteurin Gerlinde Stern-Pauer, dass das Land Burgenland jährlich mehrere Wissenschaftspreise vergibt, „um herausragende wissenschaftliche Leistungen und Engagement in der Region zu würdigen“.

Zu den verliehenen Auszeichnungen zählen unter anderem der Fred-Sinowatz-Wissenschaftspreis, der Simon-Goldberger-Preis für Erinnerungs- und Gedenkkultur sowie der Young Science Wissenschaftspreis für Schülerinnen und Schüler. Letzterer richtet sich an junge Forschende an burgenländischen berufsbildenden und allgemeinbildenden höheren Schulen.

Ilić betonte, dass die Preisverleihung in der Synagoge von Kobersdorf einen besonderen symbolischen Wert habe, „da dieser Ort eine einzigartige Bedeutung für die jüdische Geschichte des Burgenlandes besitzt“. Die Ausschreibungen für die Preise des Jahres 2026 sollen Anfang kommenden Jahres erneut auf der Website des Landes veröffentlicht werden. Interessierte können sich außerdem über den Kulturnewsletter der Abteilung 7 informieren.

Junge Forschung mit historischem Bewusstsein

Im Mittelpunkt des diesjährigen Festakts stand der Young Science Wissenschaftspreis 2025. Er ging an Elina Gager vom Gymnasium Oberpullendorf und Hannah Artner vom Wimmer-Gymnasium Oberschützen. Beide Arbeiten befassten sich mit der Geschichte und Entwicklung des Burgenlandes – aus persönlicher und analytischer Perspektive.

Elina Gager untersuchte in ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit „Soldatenleben im Zweiten Weltkrieg – eine Rekonstruktion anhand von 85 Feldpostbriefen“ die Kriegserfahrungen ihres Urgroßvaters. „Mein Großvater hat mir das Thema vorgeschlagen, nachdem wir eine Schachtel voller Feldpostbriefe gefunden haben“, erzählt sie. „Ich war interessiert und habe versucht, das so neutral wie möglich zu betrachten.“

Die Jury lobte die sprachliche Qualität und die Verbindung von historischen Fakten mit persönlicher Geschichte: „Ein wertvolles historisches Zeugnis und eine gelungene Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte.“

Der zweite Preis ging an Hannah Artner für ihre Arbeit „Die Entwicklung des Burgenlandes vom Ziel-1-Gebiet zum Tourismusmagneten“. Laut Jury überzeugte sie durch eine fundierte Analyse der touristischen Entwicklung und die anschauliche Darstellung der EU-Förderprogramme.

Erinnerung als Auftrag

Neben den Jugendpreisen wurde in Kobersdorf auch der Simon-Goldberger-Preis für Erinnerungs- und Gedenkkultur verliehen. Der Preis erinnert an den letzten Rabbiner der Synagoge, Simon Goldberger, der 1938 mit seiner Familie aus dem Burgenland vertrieben wurde.

In der Kategorie Schule ging die Auszeichnung 2025 an die Musikschulen Oberpullendorf und Deutschkreutz für ihr gemeinsames Projekt „Musikgedenk-Schule – musikalische Wege des Erinnerns“. Unter der Leitung von Ruth Patzelt widmeten sich die Schülerinnen und Schüler über mehrere Jahre der jüdischen Geschichte des Burgenlandes und der Musik jüdischer Komponistinnen und Komponisten.

Lesungen, Tanzperformances und historische Tonaufnahmen ergänzten das Projekt, das in enger Zusammenarbeit mit Schalom Nachbar in Lockenhaus entstand. In der Jurybegründung heißt es: „Das Projekt fördert das historische Bewusstsein und trägt dazu bei, dass junge Menschen die Bedeutung von Erinnerung und Kultur weitertragen.“

Wissenschaft, Kultur und Gemeinschaft

Für Landtagsabgeordneten und Bürgermeister von St. Martin, der bei der Verleihung anwesend war, war die Veranstaltung ein Zeichen gelebter Erinnerungskultur: „Es ist unglaublich, wie wunderschön dieses wichtige Gebäude, die Synagoge, wieder erstrahlt. Besonders freut mich, dass sich die Jugend im Mittelburgenland mit so schweren Themen wie dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt.“

Auch der Historiker Michael Hirschler hob die Bedeutung solcher Auszeichnungen hervor: „Diese Preise sind wichtig für die Öffentlichkeit, aber auch für die wissenschaftliche Arbeit. Historiker arbeiten im Archiv und in Bibliotheken – durch solche Preise wird sichtbar, wie wertvoll diese Arbeit für unsere Gesellschaft ist.“


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